Alles begann 1853

"Oft werden wir von Gästen am Telefon oder per Email gefragt
- Wo liegt denn Alt Nauendorf?"

Historisches Bild GastsaalDie Geschichte der jetzigen Gaststätte „Alt Nauendorf“ begann wahrscheinlich mit der „Hartmannschen Tabagie“ im Jahre 1853.

 

Weil die Brandgefahr seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, vor allem in Preußen, zu restriktiven Vorschriften für Raucher führte, war das Rauchen unter freiem Himmel vielerorts verboten – sodass die „TABAGIE“ eine letzte Zuflucht bot.

So erkannte derzeit die „Hartmannsche Tabagie“ in Nauendorf, Nr.1, wie auch viele andere Gastwirte, die „Marktlücke“ und boten ihren Gästen neben alkoholischen Getränken eben auch den Genuss von Tabak, mittels Tonpfeifen, an.

 

Die „Hartmannsche Tabagie“ wurde vermutlich von Johanne Wilhelmine Hartmann, geb. Güldemann und Gottlieb Hartmann oder dessen Eltern gegründet. Beide verstarben 1890 und 1891 in Naundorf. Danach wurde der Sohn von Johanne Wilhelmine Hartmann, Julius Hensel, als Gastwirt dokumentiert. Es lässt sich vermuten, dass er die Tabagie weiterführte. Julius Hensel ist 1899 in Finsterwalde verstorben und war mit Pauline Hensel, geb. Haberland verheiratet. Sie hatten 2 Kinder: Richard Hensel (Finsterwalde) und Gustav Hensel (Schöneberg).

 

Im Jahre 1876 erscheint der Begriff „Hartmanns Salon“, später Etablissement, später Hensels Etablissement. Richard Hensel, ein Sohn von Julius Hensel, war zuletzt ebenfalls Gastwirt und in der Parkstraße 6 in Finsterwalde wohnhaft. Er betrieb das Hotel „Zum weißen Hirsch“ in der Linienstraße 3 und verstarb 1926 in Finsterwalde.

 

Historisches Bild Gasthaus Alt Nauendorf

 

1892 wird als Eigentümer des Gesellschaftshaus Naundorf der Restaurateur/Gastwirt Adolf Becker, Naundorf Nr. 1 überliefert. Diesem Gastwirt verstarb im Mai 1892 die Ehefrau, insofern ging das Gesellschaftshaus danach an die Eheleute Reinhold Bauer und Marie Bauer, geb. Hoffmann, über. Der Tuchfabrikant Reinhold Bauer erwarb das Gesellschaftshaus Nauendorf 1899, es verlor damit seinen Namen „Hartmanns Tabagie“.  Der Restaurateur Reinhold Bauer verstarb 1900 in der Hainstr. 4 von Finsterwalde. Danach führte seine Ehefrau, die Witwe Marie Bauer, in der Hainstr. 3-4, mit dem Gesellschaftshaus - als Restaurateure - ein Tanz-, Theater- und Gartenlokal. Sie galt 1910 auch als Saalbesitzerin.

 

1901 lief dort die erste Kinematoskopvorführung , 1899 traten im Gesellschaftshaus Naundorf die Muldenthaler Sänger erstmals auf, und ein Jahr später brachte diese Truppe erstmals die „Sänger von Finsterwalde“ auf eine Finsterwalder Bühne. In der Nacht vom 22. zum 23. Juni 1913 kam es zu einem großen Brand und der große Ballsaal vom Gesellschaftshaus samt Bühnenrequisiten waren nicht mehr zu retten. Nach Marie Bauer führte Karl Lehmann das Gesellschaftshaus. Man findet ihn im Jahr 1941 im Adressbuch als Wirt benannt. Er führte das Gesellschaftshaus bis zu seinem Tod am 14.07.1959. Das Haus befand sich damals auch in seinem Grundbesitz. Er galt bis zuletzt als Angestellter der „HO“.

 

In den DDR Zeiten

Biergarten Alt NauendorfIn der DDR-Zeit wurde es zum Belegschaftshaus „Naundorf“ und fand mit Großküche einen wichtigen Platz in der Essenversorgung der Beschäftigten von der Firma Kjellberg und später nach Umbenennung dem VEB Schweißtechnik. Der Saal wurde weiterhin für die unterschiedlichsten Veranstaltungen genutzt.

Das Objekt wurde so als „Schweißerklause“ bekannt. Geführt wurde die Gaststätte damals von einer Familie Lehmann.

1990 übernahmen Gabriele und Hilmar Thor das Objekt und gaben ihm den Namen „Alt Nauendorf“. Nach vielen Investitionen steht den Gästen ein großer Bühnensaal mit mehr als 300 Plätzen, die gemütliche Gaststube mit 48 Sitzplätzen, der moderne Sängerraum mit 40 Sitzplätzen in festlichen Stil sowie die rustikale Kellerbar „Rumpelkammer“ mit 35 Sitzplätzen und die Galerie mit 40 Sitzplätzen zur Verfügung. Vom Wonnemonat Mai bis zum Altweibersommer erfreut sich unser Biergarten mit der einzigen funktionstüchtigen Konzertmuschel in der Umgebung großer Beliebtheit.

 

Es ist überliefert, dass sich als Folge der Begeisterung für die Sangeskunst, nach dem Sängertreffen des Niederlausitzer Sängerbundes, der Männergesangsverein „Grüne Eiche“ gründete. Die Gründung erfolgte am 21.08.1869 unter der Leitung des Kaufmanns Traugott Reinig im Gasthaus, damals noch „Hartmannsches Lokal“ bekannt. Ihr Jubiläumskonzert, nunmehr mit dem Dirigenten Lehrer Scholz, hielten sie (vermutlich am 17.08.1919) im Gesellschaftshaus Naundorf. Diese Sänger begannen sozusagen als Naundorfer Sänger, die mit der Eingemeindung 1891 zu Sängern in Finsterwalde wurden. In Nauendorf fasste der Gemeinderat unter der Leitung von Gemeindevorsteher Hensel am 6.4.1889 den Beschluss zum Beitritt in die Stadtkommune Finsterwalde.

 

Der Name „Nauendorf“ war für die Finsterwalder dennoch immer ein Begriff und so gab der frühere betriebliche Küchenleiter beim VEB Schweißtechnik und spätere Eigentümer und Gastwirt im Zuge der Privatisierung dem Haus den Namen „Alt Nauendorf“. Für eine ausführliche Recherche blieb damals keine Zeit, denn es musste innerhalb kurzer Zeit ein Name zur Eintragung ins Handelsregister gefunden werden und so wurde aus Naundorf – Alt Nauendorf.